🎉 80 Jahre CDU: Zwei Generationen, ein Wertefundament | Mit Carsten Linnemann, Wolfgang Bosbach & Ann Cathrin Simon

Shownotes

Zwei Generationen. Ein Wertefundament. 80 Jahre CDU.

Zum 80. Geburtstag der CDU spricht CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, mit zwei Generationen CDU. Die könnten unterschiedlicher kaum sein – und sich doch in einem Punkt völlig einig sind: Politik braucht Haltung.

Als echtes CDU-Urgestein und langjähriger Bundestagsabgeordneter macht Wolfgang Bosbach, deutlich: „Ich bin nicht aus Versehen Mitglied der CDU geworden, sondern aus Überzeugung.“ Er steht für Klartext, Rückgrat und Vertrauen, und erinnert daran, dass sich diese Werte auch im Wandel bewähren.

Ann-Kathrin Simon verkörpert als stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Union die nächste Generation CDU: engagiert, reflektiert und wertebewusst. Ihr Leitsatz: „Wir sind keine Ideologen, wir sind wertebasierte Menschen.“ Sie zeigt, wie junge Politik glaubwürdig funktioniert – zwischen TikTok-Parolen und politischer Verantwortung.

Transkript anzeigen

00:00:02: Ich bin nicht aus Versehen oder Zufall

00:00:03: Mitglied der CDU geworden, sondern aus Überzeugung.

00:00:06: Und ich weiß gesellschaftliche Verhältnisse, Anschauungen ändern sich.

00:00:10: Darum müssen auch Parteien sich verändern in ihrer Programmatik.

00:00:14: Auch wenn ich jetzt nicht immer

00:00:16: mit jeder Entscheidung einverstanden war ich habe die Entscheidung nie bereut. Nie.

00:00:20: Für mich persönlich in Frage gestellt.

00:00:24: Ich verbinde mit der CDU eine Partei, die sehr stark wertebasiert ist

00:00:28: und wo wir uns auch unterscheiden von anderen Parteien.

00:00:30: Und das ist etwas, was mir auch immer leicht macht,

00:00:32: wenn Freunde fragen warum bist du dann politisch engagiert?

00:00:35: Und warum ausgerechnet in der CDU?

00:00:36: Weil wir haben einen klaren Wertekompass und wir leiten all unsere Entscheidungen

00:00:40: daraus ab und sind eben keine Dogmatiker, sind keine Ideologen.

00:00:45: Einfach mal machen.

00:00:47: Der Podcast mit Carsten Linnemann,

00:00:50: Folge 23.

00:00:52: Diesmal Spezial. Die CDU feiert Geburtstag in diesen Tagen.

00:00:54: Wir werden 80 und wir haben das Urgestein schlechthin eingeladen.

00:00:58: Es gibt kein anderes Urgestein in der CDU.

00:01:02: Er ist schlechthin der Mann, der immer das gesagt hat, was er denkt.

00:01:06: Vom Supermarktleiter zum Volljuristen, zum Vollblutpolitiker.

00:01:10: Herzlich willkommen, Wolfgang Bosbach. Danke für die Einladung.

00:01:13: Eine junge, talentierte Frau,

00:01:16: sie heißt

00:01:17: Ann-Cathrin Simon, ist stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen

00:01:20: Union Deutschlands.

00:01:22: Auch Juristin, aber erst Referendarin, hat das Ziel, Volljuristin zu werden.

00:01:29: Und sie kommt aus dem Rems-Murr-Kreis.

00:01:32: Herzlich willkommen!

00:01:33: Danke für die Einladung.

00:01:34: Warum gibt es eigentlich so viele Politiker, die Juristen sind?

00:01:37: Warum ist das so?

00:01:38: Warum haben wir keine Bäcker, keine Metzger?

00:01:42: Wolfgang, warum gibt es so viele Juristen?

00:01:45: Wahrscheinlich, weil wir sie brauchen.

00:01:46: Aber das ist schon richtig.

00:01:48: Im Parlament sind sie überrepräsentiert.

00:01:51: Das könnte auch damit zusammenhängen, weil ja Gesetzgebung

00:01:54: ein Kerngeschäft jedes Parlamentes ist.

00:01:57: Und du lernst im Studium

00:01:59: auch das Handwerkszeug, mit rechtlichen Regelungen umzugehen,

00:02:03: sie richtig zu interpretieren, in einen Kontext zu stellen

00:02:06: - das erleichtert dir diesen Punkt der politischen Arbeit.

00:02:10: Aber Gott sei Dank besteht die politische Arbeit ja

00:02:13: nicht nur aus der Verabschiedung oder Erarbeitung von Gesetzen.

00:02:16: Sehr gut, genauso ist es.

00:02:18: Ann-Cathrin, die CDU wird 80.

00:02:21: Du kommst aus einem Kreisverband - übrigens der Kreisverband von Christina

00:02:25: Stumpp, die ich nicht nur schätze, sondern ich bin froh, dass wir sie haben,

00:02:30: weil sie irgendwie das - mein Vater sagt immer, das Ohr an der Scholle hat,

00:02:33: weil sie weiß, was los ist. Wir sind Volkspartei.

00:02:35: Wir sollten auch als Partei das Ohr an der Scholle haben.

00:02:39: 80 Jahre CDU - du bist sehr jung.

00:02:41: Darf ich dein Alter verraten? Ja - noch ja.

00:02:45: Du bist - 77,87,97- fast 20 Jahre älter als ich.

00:02:49: Wahnsinn!

00:02:50: Jünger, hoffe ich doch.

00:02:52: Entschuldigung.

00:02:54: Sonst hättest du dich sehr sehr gut gehalten.

00:02:55: Sorry, das schneiden wir bitte nicht raus.

00:02:58: Das bleibt drin.

00:02:59: Genau, ich bin 20 Jahre älter.

00:03:02: Genau.

00:03:03: Aber erzähl mal, was verbindest du mit der CDU?

00:03:07: Ich verbinde mit der CDU eine Partei, die sehr stark wertebasiert

00:03:11: ist, und wo wir uns auch unterscheiden von anderen Parteien.

00:03:13: Und das ist etwas, das es mir auch immer leicht macht, wenn

00:03:16: Freunde fragen, warum bist du dann politisch engagiert?

00:03:18: Und warum ausgerechnet in der CDU?

00:03:20: Weil in meinem Alter ist es jetzt ehrlich gesagt

00:03:22: nicht unbedingt das Coolste, wenn man sagt ich bin in der CDU Mitglied, bzw.

00:03:26: vor allem als ich angefangen habe.

00:03:27: Und wenn man dann aber erklärt, wir haben einen klaren Wertekompass

00:03:30: und wir leiten all unsere Entscheidungen daraus ab

00:03:32: und sind eben keine Dogmatiker,

00:03:34: sind keine Ideologen, sondern wir sind wirklich wertebasierte Menschen.

00:03:38: Was war der Grund, warum du eine CDU gegangen bist?

00:03:40: Ich habe nicht die Geschichte, wie sie

00:03:42: viele haben, dass ich den Bus bei mir im Ort zum Laufen bringen wollte.

00:03:46: Ja, der Zebrastreifen war es bei mir.

00:03:47: Genau, ja, ja, genau.

00:03:50: Ich habe keinen Zebrastreifen.

00:03:50: Ich war tatsächlich als Kind sehr politisch interessiert,

00:03:54: weil ich sehr viel Nachrichten gesehen habe und dort tatsächlich auch

00:03:58: Angela Merkel immer im Fernsehen gesehen habe zwischen all den Männern.

00:04:01: Und ich :dachte ich mir so: Ja, ist ganz

00:04:02: cool-Anscheinend können das auch Frauen machen.

00:04:04: Und ich hab dann zu meinen Eltern gesagt, ich möchte mal,

00:04:06: möchte mir eine Partei anschauen.

00:04:08: Und meine Eltern waren ganz bestürzt und meinten so:

00:04:10: Kind, du machst schon genug und du bist zwölf.

00:04:12: Mach das mal nicht.

00:04:13: Ich hab gesagt nein, ich möchte das machen und habe mir ganz streberhaft

00:04:16: die Parteiprogramme angeschaut und ich habe gesagt: Hier, CDU,

00:04:19: das möchte ich mir anschauen. Dann habe ich eine Freundin überredet,

00:04:21: habe gesagt, ich trau mich alleine nicht, komm mit.

00:04:23: Ihr Vater war Gemeinderat, örtlicher Bäckermeister bei uns.

00:04:25: Und dann ist sie mitgekommen

00:04:26: und die erste Veranstaltung war dann der Startschuss sozusagen.

00:04:31: Und seitdem bin ich dabei geblieben.

00:04:33: Und ja, es macht mir großen Spaß.

00:04:34: Wie war das damals? War das ähnlich wie heute?

00:04:37: Es wird ja niemand, Carsten,

00:04:38: mit Parteibuch geboren. Meine Eltern waren in keiner Partei,

00:04:42: aber mein Vater war sehr, sehr politisch interessiert aktiv.

00:04:46: Ich glaube, er war gerne an meiner Stelle auch Abgeordneter geworden.

00:04:50: Der ist mit 18 Soldat geworden und ich fand es immer sehr interessant,

00:04:54: dass er gesagt hat Ich bin aus Überzeugung in den Krieg gezogen.

00:04:57: Ich dachte, für eine gute Sache zu kämpfen.

00:05:00: Dann bist du an der Ostfront, Links und rechts sterben die Kameraden

00:05:03: und du hast nur einen Wunsch Du möchtest wieder lebend zurück.

00:05:07: Und dann kommt natürlich im Nachhinein die Frage:

00:05:10: Wie konnte es überhaupt passieren,

00:05:12: dass ein zivilisiertes Volk wie Deutschland von einer solchen Tyrannei

00:05:16: erfasst werden konnte?

00:05:17: Dass Menschen Kontinente ins Elend gestürzt werden durch das Hitlerregime?

00:05:21: Und die nächste Frage: Was müssen wir jetzt dafür tun,

00:05:25: dass sich das nie wiederholt?

00:05:27: Das war bei uns ein häufiges Thema.

00:05:30: Dann kam der Wahlkampf 1972.

00:05:31: Wer sich noch daran erinnern kann - jetzt kommt Opa erzählt vom Krieg.

00:05:35: Wir hatten damals eine Wahlbeteiligung von

00:05:37: über 90 %, mit körperlichen Auseinandersetzungen an den Ständen.

00:05:41: Also, das war ein ganz, ganz harter Wahlkampf.

00:05:44: Und wir hatten in diesem Zeitraum auch eine Debatte über das Thema

00:05:48: 218 Strafgesetzbuch: Schutz des ungeborenen Lebens.

00:05:53: Und Lebensschutz-Fragen hatten mich immer schon interessiert.

00:05:56: Und dann kommt der Tag, an

00:05:57: dem musst du dich entscheiden, ob man sich auch parteipolitisch binden möchte

00:06:01: oder nicht.

00:06:02: Und Freunde sind zu den Jungsozialisten gegangen oder zu den Jungen

00:06:07: Liberalen - zur Konkurrenz, aber eben auch einige dann in die Junge Union.

00:06:11: Und damals sind in diesem Zeitraum Zehntausende pro Jahr

00:06:15: neu in die Parteien eingetreten.

00:06:17: Diese Entwicklung hatten wir danach kaum noch.

00:06:20: Die schlimmste Antwort auf die Frage, warum bist du

00:06:23: kein Parteimitglied, ist immer: Meine Partei Gibt es nicht.

00:06:26: So, die gibt es ja auch nicht, aber man hat die größte Schnittmenge.

00:06:28: Wie groß ist eure Schnittmenge?

00:06:29: Wolfgang, wie groß ist deine persönliche Schnittmenge

00:06:32: inhaltlich mit dem Parteiprogramm der CDU - gefühlt, gefühlt?

00:06:37: Also, ich bin nicht aus Versehen oder Zufall

00:06:39: Mitglied der CDU geworden, sondern aus Überzeugung.

00:06:42: Und ich weiß gesellschaftliche Verhältnisse, Anschauungen ändern sich.

00:06:45: Darum müssen auch Parteien sich verändern in ihrer Programmatik.

00:06:50: Auch, wenn ich jetzt nicht immer mit jeder Entscheidung einverstanden war,

00:06:53: ich habe die Entscheidung nie bereut, nie für mich persönlich infrage gestellt.

00:06:57: Und die Übereinstimmung liegt sicherlich bei 80-90 %.

00:07:00: Mehr kann ich auch gar nicht verlangen.

00:07:02: Wie käme ich dazu, meine eigene Meinung einer gesamten Partei überzustülpen?

00:07:07: Ja, und wenn du das jetzt rückblickend deine ganze politische Laufbahn - bei

00:07:12: wie vielen Entscheidungen hast du im Bundestag - jetzt nicht wie abgestimmt.

00:07:16: Aber bei wie vielen bist du voll

00:07:19: konform gegangen mit der Parteilinie? Und wo hast du gesagt?

00:07:22: Äh, gute Frage.

00:07:24: Ich würde sagen, bei 2/3

00:07:26: der Entscheidungen hat es mir überhaupt keine Probleme bereitet, zuzustimmen.

00:07:30: Vielleicht denkst du an der einen oder anderen Stelle mal: So,

00:07:32: das hätte ich aber jetzt anders formuliert, darauf kommt es gar nicht an.

00:07:35: Dann gibt es einige Entscheidungen, da sagst du: Hm, geht eigentlich gar nicht.

00:07:40: Aber dann willst du nicht die berühmte Kuh sein, die quer im Stall steht.

00:07:44: Das sind auch keine Gewissensentscheidungen.

00:07:45: Wird ja alles zu Gewissensentscheidung immer - so ein Doppelbesteuerungsabkommen

00:07:49: mit Kamerun wäre für mich keine Gewissensentscheidung.

00:07:52: Ich habe sechs mal gegen die Fraktion gestimmt.

00:07:54: Also wer sich darüber beklagt - im Schnitt alle vier Jahre.

00:07:58: Ich finde, das ist in Ordnung.

00:08:01: Die jungen Leute

00:08:02: wechseln ja sehr schnell, nicht nur das Parteibuch,

00:08:05: sondern vor allen Dingen die Parteifarbe bei einer Wahl.

00:08:08: Also 2021 bei der Bundestagswahl, da haben die jungen Leute von 18

00:08:11: bis 24 die Grünen gewählt und die FDP.

00:08:15: Und jetzt: 18 bis 24 die AfD und die Linke.

00:08:18: Ja. ist diese Parteibindung, die ein Wolfgang Bosbach ja

00:08:22: gerade exemplarisch deutlich gemacht hat, ist die in der jungen Generation

00:08:26: nicht mehr so behaftet?

00:08:27: Und wie ist es bei dir persönlich?

00:08:30: Es gibt eine McKinsey Studie, die sagt, dass 70 % der jungen

00:08:32: Menschen wahnsinnig politisch interessiert sind.

00:08:34: Und 50 % bringen sich dann in so Bewegungen ein.

00:08:37: Wir hatten ja jetzt “Fridays for Future”, die dann riesigen Zulauf hatten

00:08:40: und nur 25 % werden tatsächlich Parteimitglieder.

00:08:43: Und dann, im Zweifel wechseln sie noch

00:08:44: ihr Parteibuch, weil sie sagen, es passt für mich nicht mehr.

00:08:46: Und ich glaube,

00:08:48: wir sind schon in der Zeit,

00:08:49: weil das Angebot einfach wahnsinnig groß geworden ist, weil

00:08:51: man alles sehr schnell auch haben kann und natürlich die digitale Welt auch

00:08:55: offensteht.

00:08:55: Die Welt ist größer geworden, einfacher zu erreichen,

00:08:57: so dass man sich vielleicht nicht so binden will.

00:08:59: Und dass wir natürlich

00:09:00: das auch als Auftrag sehen müssen, attraktiver zu werden und auch zu schauen,

00:09:03: was können wir als Angebot bieten, damit die Menschen sich zu uns binden

00:09:07: und sagen: Okay, das ist eine Partei, da möchte ich bleiben.

00:09:09: Und ich, was ich auch vorhin schon ein bisschen meinte,

00:09:12: und das ist auch mein Punkt,

00:09:13: warum es bei mir mit bei der CDU passt,

00:09:15: ist, was ich dann meinen Freunden immer erkläre:

00:09:17: Die CDU hat ein Wertefundament, das sind meine Werte.

00:09:20: Und wie Sie gerade auch gesagt haben, wir sind eine dynamische Gesellschaft.

00:09:24: Natürlich kommen immer wieder

00:09:25: andere Themen,

00:09:25: und wir können jetzt noch nicht sagen,

00:09:27: welche Entscheidungen wir in 30 Jahren treffen werden.

00:09:29: Und wir werden uns auch mal umorientieren.

00:09:31: Und CDU hat sich auch umorientiert.

00:09:32: Manchmal vielleicht richtig, manchmal vielleicht auch falsch.

00:09:35: Also, ich habe zwar noch nicht im Bundestag

00:09:36: abgestimmt, aber Themen, wo ich gehadert hätte.

00:09:38: Zum Beispiel mit dem Atomausstieg oder auch mit der Aussetzung der Wehrpflicht,

00:09:42: Migration 2015 - aber haben wir uns als Partei

00:09:45: in eine Richtung

00:09:46: entschieden. Und zu wissen, dass wir aber grundsätzlich diesen Wertekompass haben,

00:09:50: und dass man deswegen immer sichergehen

00:09:51: kann, dass es

00:09:53: Entscheidungen sind,

00:09:53: die auf Grundlage dieses Kompasses getroffen werden,

00:09:56: mit denen ich mich identifizieren kann, auch wenn es nicht alle sind.

00:09:58: Das ist, glaube ich, etwas,

00:09:59: das wir als USP ,sozusagen auf Neudeutsch, herausstellen müssen

00:10:03: und damit auch die jungen Leute gewinnen können.

00:10:07: Hast du denn das

00:10:08: Gefühl, dass die CDU eine Partei ist,

00:10:12: die das aufgrund eines Wertekonsenses dann wirklich ausdiskutiert?

00:10:16: Oder es gibt ja das Thema Ideologie oder nicht?

00:10:20: Ist das der Unterschied zu anderen Parteien?

00:10:23: Also in meinen Augen ja.

00:10:25: Und ich finde, wir als Volkspartei - und wir sind noch eine Volkspartei

00:10:29: und wir kämpfen dafür, dass es so bleibt - - wir haben das genau als Vorteil,

00:10:34: dass wir eben

00:10:35: nicht ideologisch verhaftet sind und dass wir diese Konflikte,

00:10:37: die in der Gesellschaft überall ausgetragen werden,

00:10:39: die zu Hause ja überall ausgetragen werden, also,

00:10:41: Küchentisch ist es vielleicht schon mittlerweile

00:10:43: nicht mehr der beste Begriff, aber sagen wir mal Esszimmertisch.

00:10:46: Da wird ja genau diskutiert und da wird eben nicht ideologisch

00:10:49: vielleicht auch teilweise diskutiert, aber da wird einfach aus der

00:10:51: persönlichen Erfahrungen und aus den Werten heraus diskutiert.

00:10:53: Und genau das haben wir hier auch bei uns in der Partei

00:10:55: und führen genau die Kämpfe und kommen deswegen

00:10:58: oft auch schon mit einem guten Kompromiss dann an den Tisch.

00:11:01: Manche vielleicht sogar ein bisschen sehr schon Kompromiss.

00:11:03: Da hätte ich mir auch teilweise gewünscht, - Thema Rente

00:11:06: vielleicht auch, weil du vorhin gesagt hast,

00:11:07: wie sehr sind wir mit den Positionen in der CDU überein

00:11:10: - dass man vielleicht auch mal ein bisschen schärfer rausgehen kann.

00:11:14: Aber wir führen diese Sachen.

00:11:15: Ich glaube,

00:11:15: deswegen kann man sich mit uns als CDU auch immer gut

00:11:17: identifizieren, weil man eben auch sieht, dass wir um Positionen ringen

00:11:21: und nicht blind irgendeiner Ideologie hinterherlaufen.

00:11:23: Das heißt, Wolfgang, der das Fundament ist, geblieben.

00:11:26: Aber die Frage ist, was ja oft kritisiert wird, dass

00:11:29: man das Profil, was man vielleicht mal in den 60er, 70er,

00:11:33: 80er Jahren hatte, heute nicht mehr so scharfgestellt hat,

00:11:37: weil es einfach ganz andere Angriffe gibt. Shitstorms, die ja auch dazu

00:11:41: führen, dass man vielleicht nicht mehr so selbstbewusst alles sofort raushaut.

00:11:45: Du bist ja auch jemand, der sogar eine Sendung verlassen hat.

00:11:48: Ich weiß gar nicht, wenn du das heute machst,

00:11:50: werden wahrscheinlich alle übers Internet schreien und - musste er,

00:11:54: musste er sich die Hände waschen oder warum musste er raus?

00:11:56: Du hast es ja aus inhaltlichen Gründen gemacht. Also, was hat sich da verändert?

00:12:00: Wir sind eine nervöse Republik geworden.

00:12:03: Vielleicht brauchen wir alle etwas mehr Gelassenheit.

00:12:05: Vielleicht sollten wir uns auch mal in der Partei und in der Gesellschaft sagen:

00:12:10: Wer eine andere Meinung hat als ich, ist nicht mein Feind.

00:12:13: Der hat nur eine andere Meinung.

00:12:15: Und es ist klar, dass wir an Konturen verloren haben.

00:12:17: Das ist aber auch kein Wunder, wenn du von einer Koalition zur anderen kommst.

00:12:22: Absolute Mehrheiten wird es in absehbarer Zeit nicht mehr

00:12:25: geben, jedenfalls bei uns in Deutschland nicht.

00:12:28: Dann musst du Kompromisse machen.

00:12:29: Ohne Kompromisse wird das nicht funktionieren.

00:12:33: Sozialdemokratisierung der CDU war ja einige Zeit mal

00:12:37: die Überschrift, oder CDU ergrünt, oder was auch immer.

00:12:40: Entscheidend sind für mich

00:12:41: die Grundwerte der Partei, die niemals infrage gestellt werden.

00:12:45: Und es gibt auf der einen Seite in der Bevölkerung den großen Wunsch nach

00:12:49: Klartext, auch klare Abgrenzung, und auf der anderen Seite den Wunsch:

00:12:53: Leute, setzt euch noch mal zusammen. Im Grunde seid ihr ja alle einer Meinung.

00:12:57: Hinter verschlossenen Türen kommt ihr raus und präsentiert die Lösung.

00:13:01: Ich will mal zwei Beispiele nennen, wo für mich der Kipppunkt wäre.

00:13:04: Der Kipppunkt.

00:13:06: Ich halte es für fatal, die Haltung einzunehmen,

00:13:09: Wohlstand kommt von Umverteilung.

00:13:11: Denn du kannst nur das umverteilen, was vorher erarbeitet worden ist.

00:13:14: Also basiert der Wohlstand

00:13:15: nicht auf Umverteilung, sondern auf dem Fleiß der Menschen,

00:13:18: der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Und zweitens: Bei uns

00:13:21: darf es nie das Spannungsverhältnis Freiheit und Sicherheit geben.

00:13:25: Wir müssen immer sehen: Das sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.

00:13:29: Keine Freiheit ohne Sicherheit.

00:13:31: Und da unterscheiden wir uns von anderen Parteien.

00:13:33: Die Unterscheidung ist gut, sie dient der Klärung der Sache.

00:13:37: Und das zweite Beispiel?

00:13:39: Nein, das waren die beiden

00:13:40: Beispiele, die ich nur nennen wollte mit innerer Sicherheit und Wirtschaft.

00:13:44: Da hat so die Union und so eine Grundvernunft.

00:13:47: Ja, weil viele immer mehr jetzt - das sehen wir ja auch im Erfolg,

00:13:52: oder wie die Linkspartei wieder reüssiert hat, dass Umverteilung wieder in ist.

00:13:57: Wir neben den Reichen was weg und geben es den unteren Schichten

00:14:00: und schon wird es besser.

00:14:01: Ja, und da müssten wir vielleicht jetzt auch schärfer werden

00:14:05: in der Abgrenzung?

00:14:06: Hast du als junge Generation

00:14:07: die Sorge, dass wenn wir jetzt in die Regierung kommen,

00:14:10: dass diese Unterschiede nicht mehr deutlich werden?

00:14:12: Ich meine, bei der Linkspartei haben wir wirklich eine Vorsitzende,

00:14:14: die den Sozialismus wieder einführen will.

00:14:16: Ich meine, das kann man nachlesen.

00:14:17: Ja, aber Carsten, das ist auch - im Grunde bewundere ich das.

00:14:21: Die Anhänger, die bewundere ich wirklich. Das ist schon 350

00:14:26: mal auf der Welt passiert, das ist schon 350 mal schiefgegangen.

00:14:29: Und wenn sie vor den Trümmern stehen, klopfen sie sich den Schutt von den Ärmel

00:14:32: und sagen: Gut, das hat jetzt nicht geklappt.

00:14:34: Aber beim nächsten Mal

00:14:36: fangen wir noch mal, da fangen wir noch einmal ganz neu an. Ca wird alles besser?

00:14:40: Ja, das kann man in der Hinsicht auf jeden Fall bewundern.

00:14:44: Was uns unterscheidet ja auch von den Parteien, ist,

00:14:46: dass wir eine Partei sind, die nicht nur in ihren Werten

00:14:48: den Wert Verantwortung hat, sondern das eben dann auch lebt.

00:14:51: Und dass wir eben auch sagen, auch wenn es schwierig ist,

00:14:53: wir übernehmen Verantwortung

00:14:55: und sind deswegen jetzt auch

00:14:56: in der Regierung,

00:14:56: auch mit Abstrichen, die sicher auch uns als Partei wehgetan haben

00:15:00: und natürlich ist es einfacher, die Leute zu erreichen,

00:15:03: wenn man auch

00:15:03: mit scharfen Positionen reingeht,

00:15:05: alleine schon,

00:15:05: wenn man

00:15:06: sich die Kommunikationswege anschaut. Natürlich ist es

00:15:08: viel einfacher auf den sozialen Medien in einem 30 Sekunden Reel

00:15:12: sich hinzustellen und zu sagen “Sozialismus ist toll”

00:15:14: und dann noch drei Liedzeilen zu singen und das war's.

00:15:16: Das zieht bei den Leuten.

00:15:17: Ich habe mal ein Reel zur Finanzpolitik gemacht und zu Sozialabgaben.

00:15:22: Ähm, das war eher schwierig, das in 30 Sekunden knackig darzustellen

00:15:25: und das ist die Herausforderung. Aber da dürfen

00:15:28: uns nicht abschrecken lassen und sagen: Okay, das werden wir es nicht schaffen.

00:15:31: Wenn wir weder jetzt in Richtung AfD plump werden wollen, noch in Richtung

00:15:35: - wo ich sage,

00:15:36: wir machen es euch

00:15:37: ein bisschen charmanter, links, dann in die Richtung gehen,

00:15:40: sondern dass wir unseren eigenen Weg finden.

00:15:42: Und es wird eine Herausforderung in den nächsten Jahren.

00:15:44: Da sind auch wir als Junge Union natürlich gefragt.

00:15:46: Aber das ist eine Mischung aus: wie nehme ich den Kommunikationsweg

00:15:50: und natürlich wie schaffe ich mich - immer aber in dem Bewusstsein,

00:15:52: dass wir natürlich eine Verantwortung auch einfach tragen, bzw.

00:15:55: die Politiker in unserem Land, in unserer Partei.

00:15:58: Ja, also irgendwie hat man das Gefühl, heute gibt es

00:16:01: Social Media, da geht es auch zur Sache. Aber früher ging es ja auch zur Sache.

00:16:04: Also die Wiedereinführung der Wehrpflicht unter Adenauer,

00:16:08: Kartellrecht-Einführung unter Ludwig Erhard, NATO-Doppelbeschluss.

00:16:16: Was hatten wir noch?

00:16:17: Es war ja im Grunde noch doller.

00:16:19: Auch die Einführung der sozialen Marktwirtschaft

00:16:21: war innenpolitisch hoch umstritten.

00:16:23: Die SPD hat noch bis zum Godesberger Programm gebraucht,

00:16:25: also 50er Jahre, um sich vom Staatssozialismus zu verabschieden.

00:16:29: Das waren die großen politischen Weichenstellungen,

00:16:32: die alle, Carsten, allesamt umkämpft waren.

00:16:36: Und, muss man heute noch bewundern: Auf der Bonner Hofgartenwiese standen

00:16:40: 400.000 Demonstranten. Die haben gegen Helmut Kohl demonstriert.

00:16:44: Komplette politische Verirrung: Helmut Schmidt hatte den NATO-Doppelbeschluss

00:16:47: unterschrieben.

00:16:49: Wir hatten eine breite Mehrheit der Bevölkerung gegen uns.

00:16:52: Wir haben die veröffentlichte Meinung gegen uns, und alle Warnungen

00:16:56: vor einer Eskalation sind nicht eingetreten.

00:16:59: Das Gegenteil war der Fall.

00:17:01: Erst mal Abrüstung, Mittelstreckenraketen, Solidarnosc in Polen.

00:17:04: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

00:17:06: Am Ende fiel die Mauer. Das war der Mut von Helmut Kohl

00:17:10: oder der damals neu gebildeten Christlich Liberalen Koalition

00:17:13: gegen die öffentliche Meinung anzutreten, zur Überzeugung zu stehen.

00:17:18: Das war ein wichtiger Schritt hin zur Wiedervereinigung. Ja.

00:17:20: Was hat sich zu heute geändert?

00:17:21: Du bist im Internet aktiv, bei LinkedIn und anderen Dingen.

00:17:25: Du siehst, wie polarisiert das ist.

00:17:27: Ohne Klarnamen kann jeder da was raushauen.

00:17:30: Bei LinkedIn geht es ja noch, aber in anderen Formaten

00:17:33: ist es eher weniger. Was hat sich da verändert?

00:17:37: Also damals waren ja die Argumente klar.

00:17:39: Man wusste, worum man streitet.

00:17:41: Heute musst du ja erst mal klarstellen, worum es geht, weil der eine oder andere

00:17:45: immer versucht, etwas nicht nur ins Lächerliche zu ziehen,

00:17:48: sondern die Argumente zu verkehren und irgendwelche Schnipsel zu ziehen.

00:17:53: Und dann stellst du das erst mal gerade.

00:17:54: Wir hatten glaube ich auch irgendetwas vor drei, vier Monaten,

00:17:56: da hattest du mich verteidigt, da ging es um psychisch kranke Gefährder.

00:17:59: Da hatte man das Gefährder weggenommen und hat so getan, als ob der Linnemann

00:18:03: alle psychisch Kranken in Deutschland unter Generalverdacht stellt.

00:18:06: Völliger Quatsch. Danke noch mal dafür.

00:18:08: Aber dass du Kraft, Muße, Energie erst mal aufgegeben

00:18:13: für diese Klarstellung, bevor du überhaupt zur Sache gekommen

00:18:17: bist. Und die Leute hatten gar kein Interesse an der Klarstellung.

00:18:20: Früher war klar, wo die Fronten waren.

00:18:23: Aber das hat sich verändert.

00:18:25: Heute kommt es nicht mehr darauf an, was du sagst,

00:18:29: sondern nur, was man daraus machen kann, was du gesagt hast.

00:18:32: Sehr guter Punkt.

00:18:33: Ich hatte ja noch bis vor zwei Stunden die Präsidentschaft des Kongresses

00:18:37: “Wehrhafte Demokratie”. Da waren auch zwei Vertreter Landeskriminalämter,

00:18:40: die beide mittlerweile ein Programm aufgelegt haben für psychisch

00:18:45: auffällige Straftäter oder für Gefährder, die noch keine Straftaten begangen haben.

00:18:51: Und die haben uns gesagt, wie wichtig das ist, auch im Vorfeld -

00:18:55: es muss ja nicht immer Justiz sein- diese Personen zu identifizieren,

00:18:59: mit diesen Personen Kontakt zu haben, damit erst gar keine Straftaten begangen.

00:19:04: Ich will mal ein zweites Beispiel nennen.

00:19:06: Rentner arbeiten zu wenig.

00:19:08: Dann wird natürlich kolportiert,

00:19:09: der Carsten

00:19:10: will die 85-jährige mit krummem Rücken,

00:19:12: der sich ein Leben lang am Bau

00:19:13: krumm gearbeitet haben, will er noch mit Gewalt an die Werkbank ziehen.

00:19:17: Gemeint hast du: Es gibt Leute - Schicht und Wechseldienst,

00:19:21: körperliche Arbeit - lasst sie in Ruhe in Rente gehen, verdiente Rente.

00:19:25: Aber es gibt Leute mit 65,67,69, die sagen: Ich würde gerne noch was tun.

00:19:31: Und da den Anreiz zu schaffen, dass auch der Arbeitgeber sagt: Prima,

00:19:36: WinWin-Situation für beide Seiten.

00:19:39: Da geht ja auch viel Lebenserfahrung, Berufserfahrung verloren.

00:19:42: Kann ja sein, dass jetzt Zuschauer,

00:19:44: Zuhörer sagen: Aber die Jungen laufen schneller.

00:19:46: Kann sein, aber die Alten kennen die Abkürzungen.

00:19:50: Auch wieder ein super Beispiel - wurde

00:19:52: von den Linken und der AfD richtig instrumentalisiert.

00:19:55: Kann man besser ausdrücken.

00:19:57: Ja klar, braucht man nicht drüber reden.

00:19:59: Aber jeder, der das gesehen hat, weiß, was ich gemeint habe.

00:20:01: Wie haben Potenzial bei den Jüngeren, Vereinbarkeit

00:20:04: Familie und Beruf bei denjenigen, die zu uns kommen

00:20:08: wollen, dass wir die Verfahren beschleunigen,

00:20:10: dass die Zeugnisse eher anerkannt werden.

00:20:12: Aber wir haben auch Potenzial bei den Älteren.

00:20:14: Wir arbeiten im Durchschnitt weniger als die Skandinavier.

00:20:18: Wir wollen aber niemanden verpflichten,

00:20:20: schon gar nicht jemand, der nicht mehr kann.

00:20:23: Aber wenn man freiwillig arbeiten will und man sagt: Komm,

00:20:27: du kriegst 2.000 € steuerfrei.

00:20:29: Was spricht dagegen?

00:20:31: Es muss keiner tun. Ein deutsches Phänomen übrigens.

00:20:33: Man sagt: das dürft ihr aber nicht machen,

00:20:36: weil der Dachdecker kann das ja nicht. Ja,

00:20:38: aber für den Dachdecker muss man dann auch was machen.

00:20:39: So einfach ist das. Ja, aber der Dachdecker, der

00:20:42: mit 65 noch auf dem Dachfürst

00:20:44: rumturnt war ja im Grunde Kurt Beck - das Topargument der Sozialdemokraten

00:20:48: für die Vorverrentung ohne Abschlag mit 63.

00:20:52: Wer hat das in Anspruch genommen?

00:20:54: Der öffentliche Dienst, Banken, Versicherungen.

00:20:56: Muss man sich ja auch leisten können.

00:20:58: Weil der Dachdecker gar nicht

00:20:59: so lange arbeitet. Oder er macht Angebote, schreibt Rechnungen.

00:21:03: Oder wer wirklich gar nicht mehr kann, für die

00:21:06: gibt es die Erwerbsgeminderten-Rente.

00:21:07: Das heißt, man rechnet einfach hoch: Wenn er gearbeitet hätte

00:21:10: bis zum gesetzlichen Rentenalter, was würde er dann bekommen?

00:21:13: Und das bekommt heute.

00:21:14: So, das sind natürlich Zusammenhänge.

00:21:16: Aber du hast völlig recht, es kommt nicht mehr darauf

00:21:18: an, was man sagt, sondern was daraus gemacht.

00:21:22: Ich glaube, da ist der Punkt auch einfach, dass man emotionalisieren

00:21:24: will, weil da natürlich Emotionen ziehen und das haben wir auch gemerkt

00:21:27: als die Abstimmung mit der AfD war, also die Problematik mit der AfD.

00:21:32: Inhaltlich ging es natürlich um andere Dinge.

00:21:35: Genau, genau, es ging inhaltlich um ganz andere Dinge.

00:21:37: Das wurde rausgebracht.

00:21:37: Genau, das wurde nachher gesagt, das ist genau das Richtige.

00:21:39: Ja, die CDU stimmt mit der AfD, obwohl das natürlich überhaupt nicht

00:21:42: der Kontext war. Exakt, ja.

00:21:43: Und dann wurde emotionalisiert,

00:21:44: weil die SPD gemerkt hat: Okay, da haben wir ein Momentum

00:21:47: und damit bringen wir die Leute auf die Straße.

00:21:48: Dann standen die hier draußen vor den Türen,

00:21:50: haben demonstriert und plötzlich waren die angezündet, so

00:21:53: und haben gesagt: So, ja, jetzt endlich für die Demokratie,

00:21:55: weil sie emotionalisiert sein wollen. Und wir sind ganz oft, dass wir dann

00:21:59: Konflikte aufmachen.

00:22:00: Und es ist mehr von den anderen Parteien.

00:22:02: Aber im Zweifel

00:22:03: tragen wir auch unseren Teil dazu bei,

00:22:05: dass man so dieses Dialektische: Da sind die einen, da sind die anderen

00:22:07: und wissen jetzt gegeneinander, und jetzt sind Emotionen

00:22:10: am Start.

00:22:11: Das ist auch

00:22:12: - du hast ja gesagt,

00:22:13: Rente ist jetzt das Thema jung/ alt. Es wird immer so getan, als ob das ist1.

00:22:16: Die einen wollen den anderen was wegnehmen oder gönnen jedes Mal nichts.

00:22:19: Ja, die Jungen arbeiten nicht und sind alle faul

00:22:21: und wollen dann noch die Rente von den alten und andersrum:

00:22:23: Die Alten gönnen den Jungen nicht, dass man später eine sichere Rente hat.

00:22:26: Das Gegenteil ist der Fall, sondern

00:22:28: wir wollen ja

00:22:28: alle zusammen an einem Strang ziehen

00:22:30: und die Großeltern wollen,

00:22:31: dass es ihren Kindern gut geht und keiner von den Enkeln will,

00:22:34: dass die Eltern und Großeltern in Altersarmut leben.

00:22:37: Und das finde ich es einfach schade, dass wir es nicht besser schaffen.

00:22:40: Und da muss man wahrscheinlich dann vielleicht gerade als Partei,

00:22:44: die wie wir sind, die sagt, wir haben bisschen Verantwortung,

00:22:46: versuchen, die Emotionen ein bisschen rauszunehmen

00:22:49: auch und nicht der Versuchung dann verfallen,

00:22:52: mit reinzugehen und dann den Diskurs noch weiter anzuheizen. So ist es.

00:22:56: Wir gehen auf die Zielgerade und ich würde das Stichwort gerne nehmen: AfD.

00:23:02: Als du im Deutschen Bundestag warst oder reinkamst,

00:23:05: wie viele Parteien gab es da, wie viele Fraktionen?

00:23:06: Da gab's ja nur die CDU, die SPD, CSU - klar.

00:23:10: Genau, 1994 waren

00:23:10: aber die Grünen dann schon wieder drin, denn 90 waren sie ja rausgeflogen.

00:23:14: Dafür war dann SED, PDS, WASG - vier Parteien - dreimal umlackiert,

00:23:18: immer die gleiche Partei.

00:23:19: Und dann kamen die Grünen 94 wieder dazu.

00:23:21: Ja, jetzt hatten wir zwischenzeitlich mal ein BSW.

00:23:23: Nein, also dann ja, aber da muss du CDU, CSU als eine Partei.

00:23:27: Als eine Partei - also waren es dann vier: SPD, CDU, CSU,

00:23:32: FDP und die Grünen - war das letzte Kabinett Helmut Kohl.

00:23:34: Danach kam ja 1998 bis 2005 Gerhard Schröder.

00:23:38: Ja, und in der letzten Periode hatten wir ja auch BSW dabei.

00:23:41: Linke dabei, FDP dabei, Grüne dabei. Achso, in der letzten Wahl jetzt.

00:23:45: So, das heißt,

00:23:46: wir sind von wenigen Fraktionen auf sehr viele gegangen -

00:23:50: und haben noch Glück gehabt, dass 14.000 Stimmen gefehlt haben

00:23:53: für die Bildung einer stabilen parlamentarischen Mehrheit.

00:23:55: Sonst würden wir drei hier vielleicht gar nicht sitzen in der Konstellation.

00:23:59: So, so, das ist nicht gut, oder?

00:24:03: Dass wir so viele Fraktionen haben - grundsätzlich für eine Demokratie.

00:24:05: Naja, das ist Demokratie.

00:24:07: Guck mal, wenn die Parteien nicht das Angebot machen, was

00:24:11: mehr früher war, 40 % plus X, dann sind wir bescheidener geworden.

00:24:14: 30 % plus X.

00:24:16: Dann gibt es eine sogenannte Repräsentationslücke.

00:24:19: Wenn also ein bestimmtes politisches Angebot von den traditionellen Parteien

00:24:23: nicht wahrgenommen wird, wenn Sie dieses Angebot nicht machen.

00:24:27: Das ist die Chance für andere Parteien, die dann, das könnt ihr nur

00:24:31: bei uns haben. Deswegen ist es wichtig, dass eine Volkspartei breit aufgestellt

00:24:36: ist, aber gleichzeitig auch links aus und rechts außen

00:24:39: die Ränder stramm einhält, erst gar keine Missverständnisse entstehen lässt.

00:24:44: Aber bedeutet für mich auch Mut zur Debatte.

00:24:46: Es schadet der Partei nicht, wenn sie hart um bestimmte Positionen ringt.

00:24:51: Am Ende wird abgestimmt - so, Mehrheit entscheidet

00:24:55: und die Minderheit muss dann sagen: Okay, das ist der demokratische Prozess,

00:24:59: so machen wir das.

00:25:00: Das heißt die Unterscheidbarkeit zwischen den Parteien,

00:25:02: wenn auch die Parteien selbst nicht mehr klar genug sind, hat so stark abgenommen,

00:25:07: dass immer mehr Parteien entstanden und die Ränder größer geworden sind,

00:25:11: weil die Leute frustriert sind und sagen, dann wähle ich jetzt gleich.

00:25:14: Ja, weil sie sich einfach nicht repräsentiert fühlen.

00:25:16: Die schauen sich die Programme an oder vor allem natürlich das, was

00:25:19: die Politikerinnen und Politiker irgendwie

00:25:21: vor allem in den Talkshows von sich geben und denken sich so: Nee,

00:25:24: da sehe ich mich nicht und dann wähle ich halt die Partei, die sagt:

00:25:27: Wir hören euch. Und das hat man ja gerade bei mir zu Hause auf dem Land.

00:25:30: Die Leute sagen: Ihr macht ja eh alle, was ihr wollt.

00:25:33: Und das ist einfach ein Problem.

00:25:34: Und dann geht es vielleicht gar nicht um die Unterscheidbarkeit

00:25:36: zwischen den einzelnen Parteien, sondern es geht einfach darum,

00:25:38: dass -

00:25:39: wie Sie gerade gesagt haben -

00:25:40: eine riesige Lücke auch einfach an den Rändern aufgekommen ist und die ist

00:25:44: leer, bzw.

00:25:45: wurde jetzt gefüllt von einer Partei,

00:25:47: von der wir nicht wollen, dass sie diese Lücke füllt. Ja,

00:25:49: man kann es bei Corona gut deutlich machen: Du hattest im Grunde drei Gruppen.

00:25:53: Die eine Gruppe, die alle Regel für richtig gehalten haben.

00:25:56: Also nach 22:00 nicht mehr als fünf Personen

00:25:59: aus sechs Haushalten, darf aber keiner über 13 sein.

00:26:03: Ja, wir haben alles mitgemacht, sogar beim Joggen: Maske,

00:26:06: weil wir geglaubt haben,

00:26:07: nur so geht's. Auf der anderen Seite hatten wir diejenigen, die schon

00:26:11: die Existenz von Corona bezweifelt haben, die Gefährlichkeit des Virus schlechthin.

00:26:15: Die haben wir gegenübergestellt.

00:26:17: Aber es gab auch noch eine große Gruppe dazwischen.

00:26:20: Die haben nicht das Virus geleugnet,

00:26:22: die haben nicht die Gefährlichkeit des Virus geleugnet.

00:26:24: Die haben nur gefragt: Machen die Maßnahmen alle Sinn?

00:26:28: Sind die verhältnismäßig?

00:26:30: Die haben wir auch als CDU zu schnell in die

00:26:32: Coronaleugner-Ecke, in die Schwurbler-Ecke - Aluhutträger- gestellt,

00:26:37: anstatt die Bedenken ernstzunehmen. Und dadurch verlierst du dann die Leute.

00:26:42: Und wenn die nicht das Gefühl haben, die Parteien nehmen unsere Bedenken ernst

00:26:47: und sie drängen uns in eine Ecke, wo wir gar nicht hinwollen,

00:26:51: dann landen sie eines Tages in dieser Ecke und das ist bitter.

00:26:54: Deswegen sollte man auch Kritik an der Politik -

00:26:56: es gibt keine Majestätsbeleidigung mehr - sollte man ernst nehmen.

00:27:00: Ich will jetzt nicht inhaltlich einsteigen, aber bei der Eurodebatte,

00:27:04: oder bei den Debatten nicht genauso, dass im Deutschen Bundestag insgesamt

00:27:08: eigentlich es gar keine andere Meinung gab?

00:27:10: Ja, und dann die Alternative für Deutschland.

00:27:12: Es gilt: Alternativlos ist nichts, außer der Wahrheit.

00:27:15: Und dann gibt es eben dann ein politisches Angebot,

00:27:18: das sagt: Wir wollen aber bei dem bleiben, was bei der Einführung

00:27:22: des Euro versprochen worden ist. Genau.

00:27:24: Deswegen wäre es doch eigentlich gut, wir hätten zwei grundsätzlich

00:27:27: starke Volksparteien, so wie wir es immer gehabt haben.

00:27:30: Also eigentlich wäre es doch gut,

00:27:31: wenn die SPD irgendwo auf 20 plus kommt ich und wir...

00:27:34: Ich weiß nicht, wie du das siehst.

00:27:36: Ich habe als Christdemokrat keinen Spaß daran, wenn die AfD deutlich stärker ist

00:27:41: als die SPD.

00:27:42: Das hat dem Land gutgetan, dass wir zwei starke Volksparteien hatten. Ja.

00:27:46: Aber wenn die SPD immer weiter abbiegt, dann wird sie, also

00:27:50: politisch weiter nach links abbiegt und nicht mehr in Richtung Schröder,

00:27:54: Helmut Schmidt, sondern genau in die entgegengesetzte Richtung -

00:27:57: dann geht sie eher Richtung 10 % als Richtung 20 und mehr.

00:28:01: Ja, aber es ist jetzt nicht die Chance.

00:28:03: Wir haben genug geredet.

00:28:04: Wir waren jetzt dreieinhalb Jahre

00:28:05: in der Opposition. Friedrich Merz, finde ich, hat das stark gemacht.

00:28:08: Im Ausland sowieso, aber auch hier jetzt für die Wirtschaft.

00:28:11: Also müssen wir nicht jetzt aufhören mit den Analysen?

00:28:15: Die sind richtig, sondern sagen,

00:28:16: wir ziehen die Schlüsse daraus, machen gute Politik, sind als Partei

00:28:20: klar und deutlich in der Sprache, sind kein Sprachrohr des Kanzleramtes,

00:28:24: sondern gehen diesen Weg.

00:28:25: Wir machen das viel zu selten. Wir sind ganz oft ganz stark

00:28:28: in der Analyse, beschäftigen uns ganz lang

00:28:30: auch mit dem Wahlergebnis - woran hat es gelegen usw.

00:28:32: Aber dein Motto “Einfach mal mache”, das ist dann oft ein bisschen schwierig.

00:28:36: Weil es ist dann so:

00:28:36: Man muss jetzt, wir machen jetzt, aber es wird keine Handlung abgeleitet.

00:28:40: Und wir müssen jetzt machen.

00:28:41: Die Leute erwarten das zu Recht. Wir haben große Versprechen auch gemacht

00:28:44: und jetzt müssen wir zeigen, dass wir liefern.

00:28:47: In meinem Heimatbundesland sind 2026 Landtagswahlen.

00:28:50: Wir wollen, dass Manuel Hagel Ministerpräsident wird.

00:28:52: Aber auch da

00:28:52: müssen wir jetzt die

00:28:53: auf Bundesebene liefern, damit wir den Menschen auch zeigen:

00:28:55: Wir werden den Versprechungen auch gerecht.

00:28:57: Und da brauchen wir alle Gliederungen der Partei

00:29:01: und müssen eben auch da um die richtigen Positionen ringen. Und

00:29:06: ich glaube, dann

00:29:07: kann es gut werden. Ann-Cathrin, vielen Dank, wir haben noch eine Minute.

00:29:10: Wolfgang Bosbach muss zum Flughafen und ich bin nicht unschuldig daran,

00:29:14: dass wir ein bisschen im Verzug sind.

00:29:16: Deswegen spielen wir heute nicht bis zwei, sondern nur bis eins.

00:29:19: Das geht zügig. Und ich stelle dann die letzte Frage:

00:29:21: Ann-Cathrin, du musst hier einmal hinkommen.

00:29:24: Wolfgang, du musst dich da vorne hinstellen. Unser Regie-Chef

00:29:30: Marcel bringt den Kicker, wir spielen bis eins

00:29:34: und die Frage, die ich stelle - wie immer:

00:29:36: Was würdet ihr als Erstes machen, wenn ihr Bundeskanzler

00:29:41: wärt?

00:29:42: Ann-Cathrin, was würdest du als erstes machen?

00:29:44: Ihr müsst dabei spielen.

00:29:45: Ihr könnt jetzt nicht euch angucken.

00:29:46: Also mit Ball wäre einfacher. Ja.

00:29:50: So, da ist der Ball.

00:29:51: Einrollen in der Mitte, los geht’s.

00:29:53: Ich hab vorhin schon gesagt, ich bin so grottig.

00:29:54: Wir lassen doch die Damen gewinnen. Was würdest du

00:29:57: machen als erstes?

00:29:58: Ich würde die Rente angehen.

00:29:59: Rentenreform! Eine Rentenreform. Ja!

00:30:01: Ein Punkt aus der Rentenreform?

00:30:03: Lebens- oder Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung koppeln.

00:30:07: Wolfgang, was würdest du machen?

00:30:08: Steuerreform einfacher, transparenter, gerechter, so wie wir es mal vorhatten.

00:30:12: Bierdeckel wird nicht klappen, aber DIN A4 Blatt wäre schon nett.

00:30:16: Das war's. CDU 80 Jahre.

00:30:19: Wir haben Geburtstag gefeiert mit Ann-Cathrin und mit Wolfgang.

00:30:23: Heute waren wir per Du. Ich wünsche euch alles Gute.

00:30:25: Wir sehen uns bald wieder.

00:30:26: Tschüss. Danke, dass ihr mit dabei wart. Ciao.